Das im Jahr 2016 erschienene Buch Hormesis – das Prinzip der Widerstandskraft von Richard Friebe rückt den Umgang unseres Körpers mit Stress und Gift in ein neues Licht. Anhand vieler wissenschaftlicher Studien in Kombination mit leicht verständlicher Philosophie erklärt Friebe, dass die Dosis das Gift macht und auf den ersten Blick schlechte Dinge in kleinen Dosen sehr wohl guttuend für den Körper und Geist sein können.

Wortherkunft

Das Wort „Hormesis“ ist aus dem Griechischen entlehnt und wird mit „Anregung“ oder „Anstoß“ übersetzt. Gemeint ist damit der biologische Effekt, eine als schädlich bekannte Substanz in kleinen Dosen eine positive Wirkung auf den Organismus haben kann, indem sie im Körper Reaktionen auslöst, die der Substanz widerstehen und so einen positiven Effekt erzeugen.

Inhalt

Friebe räumt zunächst in seinem Buch mit dem Schwarz-Weiß-Denken der Medien auf, die uns tagtäglich predigen, was gesund und was ungesund ist. Per se seien weder Zwiebel noch Ozon oder Arsen gesund oder ungesund. Es ist immer eine Frage der Dosis. Sport gilt beispielsweise gemeinhin als gesund. Dass die Dosis, die ein geübter Sportler verträgt, für einen untrainierten Sportler lebensgefährlich sein kann, verdeutlicht das Prinzip der Hormesis. Der Körper eines Menschen, der regelmäßig Sport treibt, ist widerstandsfähiger, da er weiß, wie er mit diesem Zustand der körperlichen Anstrengung umzugehen hat.

Daraufhin kritisiert Friebe die Definition von Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation. Diese definiert Gesundheit nämlich als „Zustand körperlichen und geistigen Wohlbefindens“, wie es auch im dazugehörigen Wikipedia-Artikel über „Gesundheit“ nachzulesen ist. Dass Gesundheit jedoch kein Zustand, sondern ein Prozess ist, erklärt Friebe mit einem anschaulichen Beispiel. Die Tatsache, dass es jemandem zu einem bestimmten Zeitpunkt gut geht, ist schön und gut. Aber es ist nur eine Momentaufnahme. In Wirklichkeit ist Gesundheit jedoch die Summe vieler Prozesse oder, ganz einfach formuliert, die Fähigkeit des Organismus, auf soziale, psychische und mentale Einflüsse adaptiv und ausgleichend zu reagieren.

Im weiteren Verlauf veranschaulicht der Autor anhand vieler Beispiele das Prinzip der Widerstandskraft und die damit verbundene lebensverlängernde Wirkung. Zu nennen wären die Antibiotika-Resistenz, der positive Effekt des Hungerns und das schlechte Image von Fett in der Ernährungslehre. Die Aussage, die sich hinter diesen Beispielen verbirgt, ist, dass der heutige stressfreie und hungerlose Lebensstil auf lange Sicht krankmacht. Denn ohne Stress gibt es keine Stressreaktion, und ohne Stressreaktion gibt es keine Fähigkeit, auf zukünftige Stressreize adäquat reagieren zu können.

Der Zusammenhang zwischen Wirkung und Dosis wird im hormetischen Dosis-Wirkungsmodell veranschaulicht. Daraus lässt sich schließen, dass die optimale hormetische Dosis zur maximalen hormetischen Reaktion des Organismus führt. Eine zu niedrige Dosis kann zum Ausbleiben der Reaktion führen, und eine zu hohe Dosis kann lang anhaltende negative Auswirkungen haben. Für viele Substanzen ist diese optimale hormetische Dosis noch nicht gefunden worden, und es wird viele Jahre an Forschung und wissenschaftlichen Studien benötigen, um diese zu finden. Und damit kommt man auf den Grundsatz von Aristoteles zurück, immer den Weg der Mitte zu wählen.