In Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit unternimmt Dr. Mai Thi Nguyen-Kim den Versuch, große Streitfragen auf jenen gemeinsamen Nenner zu bringen, auf dessen Basis eine sinnvolle Diskussion möglich ist. Dabei orientiert sie sich an reinen wissenschaftlichen Fakten und trennt fein säuberlich Meinungen von Tatsachen. Sie widmet sich unter anderem den Themen der Legalisierung von Drogen, dem Zusammenhang von Videospielen und Gewalt und der Erblichkeit von Intelligenz.
Inhalt
Im ersten Kapitel geht Nguyen-Kim auf einen Artikel von David Nutt ein, der die Gefährlichkeit des Pferde-Sucht-Syndroms mit der Gefährlichkeit der Einnahme der Partydroge Ecstasy vergleicht. Des Weiteren hat Nutt mit einigen Kollegen eine Skala zur Gefährlichkeit von Drogen aufgestellt, die in den Medien für Auffuhr sorgte. In dieser Skala werden legale Drogen wie Alkohol und Tabak als weitaus gefährlicher eingeschätzt als illegale Drogen wie LSD oder Ecstasy. Die Schädlichkeit wird anhand von 16 Schadenskriterien gemessen und ist in Schäden für den Konsumenten und Schäden für die Gesellschaft unterteilt. Nguyen-Kim kritisiert zwar die Methodik des Drogenrankings, ist aber selbst der Meinung, dass eine objektive Schädlichkeitsbewertung ohne methodische Schwächen gar nicht möglich sei. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Drogenpolitik in Deutschland auf keinen wissenschaftlichen oder rationalen Bewertungen beruht und schlägt vor, darüber zukünftig lösungsorientiert zu streiten.
Ein weiteres Thema, dem sich Nguyen-Kim annimmt, ist die Frage der Vererbbarkeit von Intelligenz. Im Laufe des Kapitels räumt sie mit Missverständnissen auf und erklärt, warum Intelligenz nicht anhand eines IQ-Tests gemessen werden kann. Sie klärt auch, was eine genetische Vererbung bedeutet und was nicht. Dabei widerlegt sie drei Missverständnisse über die Erblichkeit von Intelligenz und zeigt deutlich auf, dass die Erblichkeit keine absolute, sondern eine relative Größe ist.
Außerdem behandelt Nguyen-Kim die Themen, ob und warum Frauen und Männer unterschiedlich denken, und hinterfragt die ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen. Die Hauptbotschaft des Buches ist, dass wir zukünftig nicht weniger streiten, sondern besser argumentieren sollten.